HOHENLOHES AUF GENUSS-TOUR: UNTERWEGS NACH ROUSSILLON

Die Schönheit und Vielfalt der Provence in Frankreich zieht Reisende aus aller Welt an. Insbesondere die Region Luberon mit ihren satten Weinbergen, einer reichen Kulturgeschichte und – wenn die Saison stimmt – blühenden Lavendelfeldern. Egal ob man ein begrenztes Budget hat oder auf Luxusreise gehen möchte, hier findet sich für jeden Geschmack und Geldbeutel was.

Nun ist es also Gewissheit: Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen („Reisegeschichte“) wurde ich zu einer Kfz-Tour, oder wie meine Frau weltmännisch sagt, zu einem „Road-Trip“, überredet. In Wahrheit bin ich der Wein-Transporteur von Martina Hohenlohe. Überall, wo wir auf unser Reise hinkommen, primär in Frankreich und Italien, müssen wir bei geheimen Verbündeten meiner Frau stehen bleiben und Wein einkaufen. Mit ungeheurer Betriebsamkeit rast sie durch die verschiedensten Vinotheken, verwickelt arglose Winzerinnen in tiefgründige Fachgespräche und ich bin das, was man den alten Weinen oft geben soll: Luft.

Aber nur so lange bis es zum Transport der erworbenen Weinkisten geht. Nicht nur vom Geschäft zum Auto, sondern auch vom Auto zum Hotel, am nächsten Tag wieder vom Hotel zum Auto und so geht das zehn Tage lang. Wieso? Weil ein Winzer meiner Frau versichert hat, dass die Hitze im Auto den Wein verstört, die Geschmacksnuancen im Promillebereich verändert und da kennt meine Frau kein Pardon. Anstatt der Kinder, die wir in Obhut der Schwiegereltern zu Hause gelassen haben, trage ich also die hochheiligen Weinkisten ganz vorsichtig hin und her und sorge für ein stilles Schattenplätzchen, damit die Flaschen auch akustisch genug Ruhe haben.

Kleinere Dispute zwischen meiner Frau und mir hatten sich eigentlich gelegt, flammen aber gerade wieder auf – meine Frau hat den Olivenöl-Olymp der Region betreten und ich habe grauenhaft Angst vor den vielen Fünf-Liter-Flaschen, die ich nun wieder in das Hotelzimmer tragen muss. Der Verkäufer versichert uns glaubhaft, dass man dieses Olivenöl auch erhitzen kann, aber ich weiß, dass meine Frau felsenfest davon überzeugt ist, dass es im Auto heißer wird, als in der Pfanne und ich wieder als Olivenöl-Sherpa zum Einsatz komme.

In der Region Roussillon, in einem Dörfchen angekommen, habe ich unglaubliches Glück. Gerade als ich zum dritten Mal durch den vollbesetzten Parkplatz kurve, wird eine Lücke frei. Das Glück ist nur von kurzer Dauer, denn der fiese Parkplatz ist in der prallen Sonne, Olivenöl und Weine könnten entsetzlichen Schaden nehmen und es dauert weitere zwölf Minuten bis ich einen olivenöl- und weinfreundlichen, schattigen Parkplatz gefunden habe.

Das kleine Dorfgasthaus entschädigt für alles, eine Käseplatte, nicht von dieser Welt, die Preise aber bodenständig. Meine neue Taktik: Ich trinke den Wein, dann muss ich ihn nicht schleppen. Und meine Frau übernimmt das Steuer. Zehn Minuten später haben wir das beste Eisgeschäft der Region erreicht, einen Schattenparkplatz gefunden und plötzlich sprechen alle spanisch, genauer gesagt Katalanisch.

Kurz spekuliere ich, ob wir uns drastisch verfahren haben, aber meine Frau klärt mich auf: Im Roussillon spricht rund ein Viertel der Bevölkerung Katalanisch. Warum? Weil das einmal Spanisch war, dann französisch und der humorlose Ludwig XIV hat schließlich verboten, Katalanisch zu sprechen und wie man heute sieht, ohne Erfolg. Die beeindruckendste Erhebung im ganzen Roussillon ist der Pic de Canigou, der 2.785 Meter in den französischen Himmel ragt. Er ist damit fast genau tausend Meter niedriger als der Großglockner, aber die Menschen in der Region sind trotzdem wahnsinnig stolz auf ihn.

Wir, nein, meine Frau, hat mittlerweile eine Kiste mit großartigem Olivenöl erworben, bald nähern wir uns unserem nächsten Hotel und ich überlege, ob ich unterwegs irgendwo schnell noch eine Transport-Rodel kaufen soll.

Der Artikel und weitere Beiträge sind auch auf Martina Hohenlohes Homepage Martina's Kochsalon zu finden.

2023-08-12T03:10:19Z dg43tfdfdgfd