Weltrekord in Franken
Das kleine fränkische Städtchen Gunzenhausen stellt einen Weltrekord auf. Dort wird das stärkste Bier der Welt gebraut - innerhalb des Reinheitsgebots.
Gunzenhausen - Ein klassisches helles Bier hat in Bayern in der Regel circa fünf Prozent Alkohol. Auf der Wiesn ist es mit rund 6,1 Prozent etwas mehr. Auch die Alkoholmenge in typischem Weißbier bewegt sich in diesem Bereich. Eine Brauerei in Franken hebt sich davon deutlich ab: Das stärkste Bier der Welt wird dort gebraut, mit einem erstaunlich hohen Alkoholgehalt.
Diplom Braumeister Tscheuschner kam 1996 auf die Idee, seine Spezialitäten- und Extrembrauerei namens „Schorschbräu“ zu gründen. Im fränkischen Seenland gab es sehr viel Konkurrenz unter Brauereien herkömmlicher Biere. Tscheuschner überlegte schließlich, wie weit er gehen kann, um sich von den anderen Brauereien abzuheben. „Ich hab schon immer versucht, bestehende Grenzen zu sprengen“, sagt er im Telefonat mit unserer Redaktion.
Ein Bekannter von Tscheuschner, der zu der Zeit in Weihenstephan als Doktor im Brauwesen tätig war, prognostizierte, dass er 11 % Prozent Alkoholgehalt in seinem Bier erreichen könnte. „Dann sei Schluss“, zumindest unter Einhaltung des Reinheitsgebots. Dem Brauerei-Inhaber gelang es allerdings, Stück für Stück den Alkoholgehalt seiner Biere hochzuschrauben. Erst auf 12 Prozent, dann auf 13 Prozent. Mit einem bestimmten Verfahren kann man diese Grenze sogar noch deutlicher überbieten: das sogenannte Eisbockverfahren. Dafür werden die Biere heruntergekühlt und das entstehende Eis abfiltriert. Übrig bleibt schließlich ein aromareicher Eisbock.
Einen Wettkampf in Sachen Alkoholgehalt lieferte sich Tscheuschner bereits seit 2007 mit einer Berliner Brauerei. Für ihn galt es, den Rekord der Berliner Brauerei von 27,8 Prozent zu knacken. Nachdem ihm das gelungen war, forderte eine schottische Brauerei den Rekordhalter aus Franken heraus. „So haben wir uns dann gegenseitig immer weiter hochgeschaukelt.“ Der Rekord liegt seit 2012 wieder bei Schorschbräu. Satte 57 Prozent Alkohol enthält das Bier. Das Reinheitsgebot wird dabei eingehalten – eine Priorität für den Dipolm-Braumeister.
Aufgrund der aufwändigen Methoden muss man für eine Flasche Bier allerdings auch tief in die Tasche greifen. Knapp 300 Euro kosten 0,33-Liter des stärksten Biers der Welt. Kleine Probierflaschen mit 40 Millilitern kosten 29 Euro. Das Schorschbräu ist wegen des hohen Alkoholgehalts und des Geschmacks nicht so süffig wie handelsübliche Biere. Die Flaschen sind vielmehr etwas für Genießer, in kleinen Schlucken langsam zu trinken.
Es gibt allerdings auch Bier für Liebhaber von „alkoholfreiem“ Bier, sagt Tscheuschner am Telefon. Zum Beispiel das Schorschweizen 13 oder das Schorschbock Ice 13. „Das hat dann nur 13 Prozent Alkoholgehalt“, sagt er lachend. Seinen eigenen Rekord zu brechen, habe in nächster Zeit nicht vor. „Dafür müsste mich schon jemand herausfordern.“
2024-10-01T17:27:09Z dg43tfdfdgfd