STREETFOOD MIT MICHELIN-STERN: EIN KRABBENOMELETTE FüR DIE EWIGKEIT

Manche Dinge brauchen mehr als einen Anlauf, und man nimmt es in Kauf, weil die Belohnung alle Mühen aufwiegt. 2018 hat Jay Fai erstmals ihren Michelin-Stern erkocht, und im selben Jahr wollte der Autor dieser Zeilen zum ersten Mal ihr hochgelobtes Streetfood probieren.

Es begann, natürlich, mit einer Enttäuschung: Das winzige Lokal war geschlossen, und die Sterne-Köchin entweder auf Urlaub oder auf Koch-Tour, so berichteten die Betreiber der benachbarten Läden. 2019 war dann wegen Krankheit geschlossen und 2021 war in Bangkok coronabedingt ohnehin alles zu. Beim heurigen, vierten Versuch war die Vorfreude also schon deutlich kleiner.

Immer mit Schutzbrille

Doch da ist sie. Mit Camouflage-Shirt, Kochschürze, Haube und ihrer typischen Schutzbrille steht Jay Fai hinter zwei mit Holzkohle beheizten Herden und kocht, brät und brutzelt in aberwitzigem Tempo. Zwei Helfer schneiden Gemüse und reichen Teller, die Woks am Kohlefeuer sind aber das alleinige Reich der Chefin.

Weil es dauert, wenn eine Person alle Gerichte für alle Gäste eines kleinen, aber stets gut besuchten Lokals kocht, und weil man nicht reservieren kann, braucht es Geduld: Man trägt sich in eine Liste ein und wartet. Mindestens eine Stunde, wenn die Schlange vor dem Lokal lang ist, kann es auch deutlich länger dauern.

Nach eineinhalb Stunden ist es so weit, ein Tisch – Holzfaserplatte, Resopal-Furnier – wird frei. Die Speisekarte konnte man schon während des Wartens am Gehsteig studieren; zu trinken gibt es Wasser, Chrysanthemen-Eistee und Orangensaft. Das Lokal ist an zwei Seiten zur Straße offen, eine davon ist die Kochstelle. Fliesen am Boden und, in zartem Pistaziengrün, bis auf Kopfhöhe auch an den Wänden. Als Deko dienen Vintage-Werbetafeln sowie gerahmte Auszeichnungen und Zeitungsartikel über das Lokal und seine Chefin.

Die Vorspeise ist Jay Fais Signature Dish, das viel gelobte Crab Meat Omelette. Ein ganz einfaches Gericht (siehe Rezept links), perfekt zubereitet. Dampfend heißes Krabbenfleisch, umhüllt von einem herrlich flaumigen Omelette, goldbraun gebraten, nicht zu dick und nicht zu dünn, dazu eine süß-scharfe Sauce.

Die Latte liegt also schon nach der Vorspeise hoch – zu hoch für das nächste Gericht: Drunken Noodles. Breite Reisnudeln mit Seafood und Gemüse, im Wok scharf angebraten. Gut, aber an das Krabbenomelette kommen sie nicht ran.

Suppe ohne Suppe

Ganz anders beim dritten Gericht, der Dry Tom Yam. Die berühmte, sauer-scharfe Thai-Suppe mit Garnelen, Pilzen und Gemüse – nur eben ohne Suppe. Und wieder die tadellose Umsetzung einer einfachen Idee: Es schmeckt sauer-scharf wie in der Tom Yam, aber knackiger und mit Röstaromen, was in der Suppe nicht möglich wäre.

Die Rechnung – Cash only! – liegt näher bei Sterne-Küche als bei Streetfood: Umgerechnet 90 Euro für zwei Personen (drei geteilte Gerichte plus Getränke) ist für ein Restaurant mit einem Michelin-Stern durchaus günstig, gemessen am Preis für Streetfood in Bangkok jedoch gut und gern das Zehnfache.

Wer Jay Fais Gerichte verkosten will, muss schnell sein: Unbestätigten Gerüchten zufolge (die Nachbarn!) will die alte Dame (laut Wikipedia ist sie 78) kommenden Sommer in Pension gehen. Sie selbst äußert sich dazu nicht. Dazu hat sie keine Zeit, weil noch viele hungrige Gäste warten.

Raan Jay Fai, 327 Maha Chai Road, Phra Nakhon, Bangkok. Mi.–Sa., 9–19.30 Uhr

Sightseeing: Die großen Drei

Bangkoks drei wohl wichtigste Sehenswürdigkeiten liegen in fußläufiger Nähe zueinander.

Grand PalaceDas 200.000  große  Gelände des alten Königspalasts ist  dicht mit glitzernden Tempeln, Pagoden und Stupas bebaut, darunter Wat Phra Kaeo mit dem berühmten „Emerald Buddha“, der allerdings nicht aus Smaragd, sondern aus Jade gefertigt ist. Lange Warteschlangen, dezente Kleidung (lange Hose/Rock, Schultern und Oberarme bedeckt).

Wat PhoDiese Tempelanlage aus dem 17. Jahrhundert – nur einen kurzen Fußmarsch vom Grand Palace entfernt – beherbergt eine 46 m lange, vergoldete Statue des liegenden Buddhas.   Auf den riesigen Fußsohlen des Erleuchteten finden sich kunstvolle Perlmut-Intarsien. Der offizielle Name des Klosters ist unaussprechlich lang: Wat Phra Chetuphon Wimon Mangkhalaram Ratchaworamahawihan.

Wat ArunTrotz des Namens „Tempel der Morgenröte“ zeigt sich der Tempel am Westufer des Chao-Phraya-Flusses am frühen Abend von seiner schönsten Seite. Von einer der vielen Rooftop-Bars am gegenüberliegenden Ufer mit einem Sundowner in der Hand genießen, wie die Sonne blutrot – je nach Jahreszeit – hinter oder neben dem Tempel in der Skyline der Stadt versinkt.

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